Dirk Ziems erörterte die duale Natur der KI und ihre Rezeption durch Professionals, die zwischen utopischer Produktivität und dystopischen Ängsten schwankt. Er stellte den Zuhörern den professionellen Einsatz von KI vor und zog Parallelen zwischen den Transformationsphasen der KI-Akzeptanz und den Erzählungen in klassischen Märchen. Er beschrieb die berufliche Reise mit KI als eine Entwicklung durch Phasen der Faszination, der Angst, der Unausweichlichkeit und schließlich der Ko-Intelligenz. Ziems hob die Dualität der KI hervor, die zwischen utopischen und dystopischen Anwendungen schwankt. Er illustrierte dies mit Beispielen aus 25 Interviews mit Fachleuten. Die Stadien des Erlebens reichten von anfänglicher Begeisterung und Quasi-Allmachtsgefühlen über existenzielle Ängste bis hin zur Akzeptanz von KI als integralemr Bestandteil von Professionalität und beruflicher Differenzierung.

Dirk Ziems und Dr. Steffen Schmidt diskutierten die Anwendung von morphologischer KI in der psychologischen Marktforschung und betonten dabei die Balance zwischen oberflächlichen Einsichten und tiefem Verständnis. Ziems und Dr. Schmidt präsentierten eine Anwendung von morphologischer KI in der psychologischen Marktforschung zur Bewertung und Verbesserung von CO2-Kompensationsprodukten, die von Fluggesellschaften angeboten werden. Sie betonten das Potenzial der KI, schnell und zu sehr geringen Kosten grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen, warnten aber auch vor der Oberflächlichkeit solcher Erkenntnisse. Mit menschlichem Input und Korrekturen beim Prompting wurden jedoch letztlich sehr nützliche und vielfältige Verbesserungen vorgeschlagen. Ihre Pilotprojekte zeigen, wie wichtig menschliche Eingaben zur Steuerung und Korrektur von KI-Ergebnissen sind, um ein Gleichgewicht zwischen Tiefe und Effizienz in der Marktforschung zu gewährleisten.

Svenja Lorenz untersuchte den Einsatz von KI im Social-Media-Journalismus, insbesondere auf Instagram. Lorenz testete KI-Tools wie ChatGPT und DALL-E für die Erstellung von Inhalten und betonte, dass die Authentizität und Neutralität des Journalismus nur unter menschlicher Aufsicht gewährleistet werden kann. Lorenz' Experimente zeigten, dass KI zwar die Erstellung von Inhalten effektiv unterstützen, nicht aber das differenzierte Urteilsvermögen und die ethischen Erwägungen menschlicher Journalisten ersetzen kann.

Dr. Nitschke stellte Forschungsergebnisse darüber vor, wie Mitglieder der Öffentlichkeit KI erleben. In der vom eye square AIX-Lab durchgeführten Studie wurden vier Arten von Erfahrungen ermittelt: Aufruhr, Lähmung, Überforderung und Integration. Während die Studie eine Mischung aus positiven und negativen Emotionen bei den Nutzern ergab, geht der allgemeine Trend zu positiven Erwartungen und Erfahrungen. Die eye square Studie unterstreicht die Komplexität der menschlichen Interaktion mit KI und macht deutlich, wie wichtig es ist, diese emotionalen Reaktionen zu verstehen und in die KI-Entwicklung zu integrieren.

Jan Kuhlen befasste sich mit den rechtlichen Auswirkungen von KI in kreativen Prozessen und stellte die Frage nach den Eigentums- und IP-Rechten von KI-generierten Inhalten. Er erörterte die sich entwickelnde Rolle der KI bei der Generierung und Bewertung kreativer Ideen und untersuchte die Eigentumsrechte an KI-generierten Inhalten - sowohl in Bezug auf den Input als auch auf den Output. Kuhlen betonte die Notwendigkeit klarer rechtlicher Rahmenbedingungen zum Schutz des intellektuellen Kapitals, das mit KI-gesteuerter Kreativität einhergeht, und wies auf die fortschreitende Verlagerung des kreativen Prozesses vom Menschen zur Maschine hin.

Prof. Jana Müller-Herm untersuchte die Wirksamkeit von KI-generierten Marketingmaterialien, wie sie z.B. von Unternehmen wie Meta und Amazon eingesetzt werden. KI-gesteuerte Personalisierung und Kreation zeigen vielversprechende Ergebnisse, bergen aber auch Nachteile und Risiken, die es zu bewältigen gilt. Die Möglichkeiten der KI bei der Personalisierung und Erstellung von Marketingmaterialien sind oftmals sehr gut und übertreffen vielfach die von Menschen erstellten Inhalte in Bezug auf Qualität, Kreativität und Kosteneffizienz. Auf der anderen Seite ist aufgrund der Fülle der erstellten Optionen ein menschliches Urteilsvermögen erforderlich, um letztendlich Material auszuwählen, das als authentisch angesehen wird.

Prof. Fischer erörterte die Rolle der menschlichen Kreativität im Zeitalter der KI und betonte den unersetzlichen menschlichen Geist im Ideenfindungsprozess. Fischer betonte, dass KI zwar Ideen generieren kann, dass es aber der menschliche Geist ist, der diese Ideen umsetzt und bewertet. Sie argumentierte, dass das Wesen der Kreativität in der menschlichen Fähigkeit liegt, Ideen mit Bedeutung und Wert zu versehen - ein Prozess, den KI nicht nachahmen kann. Fischers Präsentation unterstrich die unersetzliche Rolle des menschlichen Bewusstseins in der Wirtschaft der Ideen.

Michael Schiessl forderte ein gemeinsames Industrieprojekt zur Entwicklung von Qualitätskriterien für KI. Er schlug vor, den Ansätzen der Informatik zu folgen, die sich auf die Testtheorie der empirischen Sozialforschung stützen, um das Gleiche für die menschliche Seite der Daten zu tun. Zum ersten Mal präsentierte er Daten zur Validität prädiktiver Daten zur Medienaufmerksamkeit, die zeigen, dass sich die KI in den letzten 5 Jahren bei der Vorhersage menschlicher Blicke deutlich verbessert hat. eye square's "quality of perception scale quota" für KI-Inhalte liegt derzeit bei 5,6 auf einer Skala von eins bis zehn. Die Korrelationen mit dem Medienverhalten sind signifikant, aber mit 4 % erklärter Varianz immer noch relativ gering. Die größten Herausforderungen sind Schwierigkeiten bei der Erkennung menschlicher sozialer Anhaltspunkte, Kontrast, Hintergrund und Vordergrund. Schiessl berichtete auch über die kürzlich von eye square entwickelte Digital Experience Sandbox (DES), die Blickdaten und "Mindgraphs" miteinander verbindet, eine zusätzliche semantische Ebene hinzufügt und so hilft, das Konzept der sinnvollen Aufmerksamkeit (meaningful attention) zu verstehen.

Roman Lipski erzählte von seinen Erfahrungen mit KI bei der Überwindung einer kreativen Krise. Er beschrieb KI als digitale Muse, um neue künstlerische Richtungen einzuschlagen. Er beschrieb, wie KI ihn zu neuen künstlerischen Richtungen inspirierte und ihm half, aus alten Routinen auszubrechen. Lipskis Zusammenarbeit mit der KI ermöglichte es ihm, seine Kunst neu zu erfinden, und demonstrierte das Potenzial der KI, die menschliche Kreativität durch interdisziplinäre Zusammenarbeit zu steigern.

Dr. Wieneke untersuchte das Potenzial der KI in spiritueller und religiöser Hinsicht und betonte die Bedeutung der Menschenwürde und ethischer Überlegungen. Er erörterte die ethischen Implikationen der KI, z.B. im Zusammenhang mit autonomen Waffen oder prädiktiven Strafsystemen, und forderte transparente und regulierte KI-Praktiken. Unter Berufung auf Papst Franziskus, der sich bereits mehrfach zum Thema KI geäußert hat – so z.B. im Juni 2024 vor den G7-Staats- und Regierungschefs, betonte Dr. Wieneke die Bedeutung der Menschenwürde und ethischer Erwägungen beim Einsatz von KI und argumentierte, dass KI zwar in spirituellen Fragen helfen, aber das menschliche Element nicht ersetzen kann. Der Papst fordert transparente und regulierte KI-Praktiken, um die Verstärkung aktueller Trends und die Dominanz vorkonfigurierter Klassifizierungen in KI-Ergebnissen zu verhindern. In Anlehnung an Manfred Spitzer betonte er die Bedeutung ethischer Regeln für KI, ähnlich wie Asimovs Regeln für Roboter, um die Freiheit und Würde des Menschen zu schützen. Dr. Wieneke unterstrich in seiner Diskussion schließlich die Notwendigkeit ethischer Richtlinien, um sicherzustellen, dass KI als Brücke und nicht als Barriere in der religiösen Kommunikation dient.

Moderator Prof. Jürgen Schulz schloss die Veranstaltung mit einer Reflexion über das ständige Spannungsfeld zwischen Illusion und Realität bei KI-Anwendungen. Er betonte, wie wichtig es sei, Geduld zu haben, um die potenziellen Vorteile der KI zu nutzen, und wies gleichzeitig auf die kritische Notwendigkeit ethischer Richtlinien hin, um die Zukunft der KI in der Marktkommunikation zu steuern. Die Veranstaltung zeigte eine umfassende Untersuchung der vielfältigen Auswirkungen von KI und unterstrich die Bedeutung der Beibehaltung einer menschlichen Note in einer zunehmend von KI angetriebenen Welt.

Insgesamt bot der DWG-Effizientag @ eye square einen vertieften Einblick in die verschiedenen Perspektiven und Diskussionen über das Potenzial für Verwirrung, Kontakt und Entfremdung in der KI-gesteuerten Marktkommunikation, wobei die Bedeutung ethischer Überlegungen und die unersetzliche Rolle menschlicher Kreativität und Urteilskraft hervorgehoben wurden.